Erfahrungen mit klassischen Partnervermittlungen

Das Geschäft mit einsamen Herzen

Wir haben in Foren und grossen Facebook-Gruppen nach Erfahrungen mit Partneragenturen gefragt. Folgende Personen haben uns erlaubt, solange es anonym bleibt, ihre Erfahrungen zu veröffentlichen. Der Herr aus der Schweiz, der eine Partnerin sucht, ist ein persönlicher Bekannter. Auf Wunsch wurde sein Name geändert.

Roswitha bat uns, als sie hörte, dass wir für ein Online-Männermagazin schreiben, zu erwähnen, dass sie nach wie vor einen lieben Partner sucht. Wer sie kennenlernen möchte, darf sich gerne melden und wir leiten die Antworten weiter.

Roswitha, 62, geschieden, Mutter einer Tochter, zweifache Oma, Rentnerin

Ich lebe in einem kleinen Ort in der Nähe von Nürnberg. Hierher bin ich vor sieben Jahren gezogen, nachdem mein Mann mich mehrfach betrogen hatte. Seit acht Jahren bin ich geschieden. Ein ganzes Jahr hatte ich mich zu Hause vergraben, bis mir meine Psychologin geraten hat, mir eine neue, kleinere Wohnung zu suchen, wo mich nichts mehr an meinen Exmann erinnert.

In Nürnberg hielt mich sowieso nichts mehr, unsere Freunde waren seine Freunde, wie ich während der Scheidung spüren musste. Ich habe nur eine gute Freundin, sie hält weiterhin zu mir. Ich weiß nicht, wo ich jetzt ohne sie wäre. Sie hat mir Geld geliehen, als ich die Rechnung von den Heiratsvermittlern zahlen musste, obwohl es nur Frust gab, aber keinen Mann.

Ich hatte in einem Jahr vier Vorschläge. Einer war 12 Jahre jünger als ich, Raucher (Ich hatte extra einen Nichtraucher gewünscht) und der hatte vier Kinder von zwei Frauen, das Jüngste 3 Jahre. Den wollte ich gar nicht erst treffen, auch den anderen nicht, den der zweimal im Jahr auf Kreuzfahrt will und in München lebt. Das ist doch viel zu weit weg, um sich kennenzulernen. Außerdem kreuzte ich bei der Frage, wie mein Traumurlaub aussieht, „Berge“ an, nicht „Meer“.

Getroffen hatte ich zwei. Der eine war Nürnberger, gleich alt wie ich, aber nörgelte nur an mir herum beim Date. Ich sei zu dick. Würde zu viel Zucker in meinen Kaffee tun. Mache zu wenig Sport, kleide mich nicht flippig genug und mein kleiner, lieber Hund störte ihn auch. Ich war sehr verletzt nach diesem Treffen.

Der andere redete nur von seiner Exfrau, über die er nicht hinweg war. Er sucht eine, die genauso ist wie sie. Wir haben noch gelegentlich freundschaftlichen Kontakt, gefunkt hat es nie und wird es auch nicht. Wir passen überhaupt nicht  zusammen.

Konrad, 57, ledig, keine Kinder, Tischler

Ich hatte angegeben, dass ich leidenschaftlicher Motorradfahrer bin und keine Kinder oder Haustiere möchte. Und die stellen mir gleich zweimal Frauen, die Motorräder nicht mögen, vor. Eine war eine Bauersfrau, die einen Kerl sucht, der auf dem Hof mithilft, aber immerhin war sie hübsch. Die andere Veganerin, irgendwie magersüchtig und sehr nervös. Die kam – kein Witz! – mit einer Liste, wie ihr Zukünftiger sein sollte. Ich habe mich gründlich amüsiert.

Das Lachen vergeht mir aber, wenn ich dran denke, dass ich für den Mist einen schönen vierstelligen Betrag zahlen musste.

Ach ja, es gab noch ein drittes Date: Die brachte ihre Kinder mit, Zwillinge, mitten in der Pubertät, die mir gehörig auf den Geist gingen. So nach dem Motto: „An unseren Papa kommst du eh nicht ran!“

Als ich mich bei der Partnervermittlung beschwerte, weil die auf meine Bedürfnisse gar nicht eingehen, hieß es, ich sei halt auch ein komplizierter Fall und ich solle doch den Frauen eine Chance geben.

Daraufhin kam noch einmal ein Vorschlag, den ich sofort ablehnte. Ich war 54, sie 64, Rentnerin, die als Hobby ihre Katzen, Enkel und Spazierengehen angab.

Für rund 2000 Euro kamen nicht die kleinesten Schmetterlinge auf, nicht einmal!

Übrigens bin ich jetzt glücklich in einer Beziehung. Meine jetzige Partnerin lernte ich letzten Frühling ganz klassisch in einem Café kennen. Sie saß allein am Nebentisch. Ja, auch das gibt’s noch!

Sebastian, 53, ledig, keine Kinder, Landwirt

Ich wohne mit zwei Angestellten auf meinen schönen Hof im Allgäu. Ausserdem leben meine betagten Eltern in einer eigenen Wohnung auf dem Hof. Einer Frau hätte ich viel zu bieten, aber hierher verirrt sich keine. Die erste, die mir vorgestellt wurde, fand meine Hände nicht gepflegt genug und die Kleidung zu «normal», wie sie sagte.  (Ich bin Bauer!). Die zweite kam mich gleich über ein Wochenende besuchen. Sie kam nicht wieder, es würde auf meinem Grund und Boden stinken. (Landluft!) Das sagte sie mir aber erst schriftlich, nachdem sie abgereist war. Wir hatten ein nettes Wochenende und ich dachte, das könnte was werden.

Letztendlich bekam ich einen dritten Vorschlag von einer Witwe aus Hessen. Die Entfernung war schon problematisch. Zudem fuhr sie nicht Auto und das hatte ich, aufgrund der Lage meines Betriebes, als Bedingung angegeben.

Es ist alles Abzocke, was diese sogenannte Partnervermittlung da abgezogen haben. Sie gingen in keiner Weise auf meine Lebensumstände und Wünsche ein. Die hätten mir klar sagen sollen, dass ich nicht vermittelbar bin und mir nicht erst eine Rechnung schicken, für die ich mir einige neue Kälber in den Stall hätte stellen können.

Röbi, 49, Schweiz, geschieden, ein Sohn

Mein Sohn lebt bei mir. Ich bin alleinerziehend, seine Mutter ist zu ihrem Neuen ins Ausland gezogen. Der Bueb blieb bei mir. Wir sind ein gutes Team. Ich hatte eine kurze Affäre und ein halbes Jahr eine Beziehung. Die kam mit meinem Sohn nicht klar. Er ist heute übrigens 16. Klar könnte ich mich im Internet umsehen, aber ich dachte, als ich die Anzeige in unserer Regionalzeitung las, es sei einfacher, mir würden passende Frauen vorgestellt, als selber Abend für Abend Inserate zu studieren.

Ich verdiene gut, trotzdem muss ich keine ca. 4000 Franken zum Fenster rauswerfen. Aber genau das habe ich getan. Die totale Abzocke durch die Partnervermittlung war heftig und ja, ich überlege, einen Anwalt einzuschalten, ich bin total sauer.  In einem halben Jahr ganze drei Vorschläge, keine davon entsprach dem, was ich suche:

Eine schwangere Alleinerziehende mit einer Vierjährigen, die habe ich nicht getroffen.

Eine 54-Jährige, arbeitslos, der ich eine Chance geben wollte. Sie war zum Kaffee bei mir und fand mein Haus und meinen Garten wunderbar. Zu uns äusserte sie sich nicht. Selbst hatte sie keine Kinder. Ein richtiges Gespräch kam nicht zustande, sie klagte und jammerte die ganze Zeit. Kurz gesagt: Von meiner Seite stimmte die Chemie überhaupt nicht, von ihrer – sie wäre wohl gerne in unser Haus gezogen.

Die Dritte roch penetrant nach Räucherstäbli, war so hippiemässig gekleidet und irgendwie ungepflegt. Ich bin Geschäftsmann, zwar in der Freizeit auch in Jeans und Shirt unterwegs, aber ich lege Wert auf Körperpflege. Das Date beendet ich sobald der Kaffee ausgetrunken war.

Ich frage mich, ob Frauen auch solche Unsummen zu zahlen haben? Wahrscheinlich doch wohl nicht, wenn ich «meine» Kandidatinnen so anschaue.

 

Anmerkung der Redaktion: Wir suchen immer noch positive Erfahrungen mit klassischen Partnervermittlungen. Bitte melde dich, wenn du deine Partnerin auf diese Weise kennengelernt hast!

 

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